WUPPERTAL
Gasoline eröffneten den Abend.
Ausstrahlung, Seele, Motorenöl

Vier Aspekte des Rock `n` Roll als Lebenseinstellung versammelte der LCB mit Gasoline, Uvula, Hoek und Nujune an einem Abend.

Wuppertal. Bis zu 80 Prozent der Körperwärme wird über den Kopf abgegeben. Wenn Stefan Winkler, Bassist der Remscheider Rockformation Gasoline, mit nacktem Oberkörper und Mütze auf dem Kopf im LCB auftritt, geht es ihm allerdings wohl weniger um Wärmeregulation. Sondern um seine Art, Rock `n` Roll zu leben. "Rock ön Roll is a Lifeschtail", so der leicht verballhornte Name des Abends im LCB, dies wurde nicht nur von den Gasolinern bestätigt.

Mit Hoek, Uvula und Nujune sah das Programm vier bergische Rockbands, die zwar auf unterschiedlichen Stufen der Entwicklung und für unterschiedlichste Rockstile stehen, denen aber das diesem Motto eigene Unprätentiöse, natürlich Selbstbewusste und Erdige gemein ist, nicht zuletzt auch in einer Reihenfolge, die die Geschichte dieser Musik reflektierte. Gasoline, deren neues Album "We Love Mama" unlängst bei Valve erschienen ist, standen mit ihrem Bluesrock ein wenig für die Wurzeln des Rock `n` Roll, für die Arbeit, die dahinter steht, sowie mit ihrem hibbeligen, aber charismatischen Sänger Jens Bakker für das Showelement dieser Musik. Als blauäugigen Soul hätte man die musikalischen Wurzeln Nujunes, ehemals Jeronimo, aus Solingen wohl einst bezeichnet. Massiver Groove, E-Piano-Klänge der alten Schule und ein guter Schuss Gefühl und Seele machten die Band nicht nur zu den Nostalgikern des Abends, mit ihren Anleihen bei Funk und Discobeats gingen Nujune auch für Rockverhältnisse gut in die Beine.

Spätestens mit Uvula wurde klar, dass der gute Sound, welcher der nun schon dritten Band angedieh, nicht nur einer exzellenten Abmischung entsprang, sondern vor allem der durchweg hohen handwerklichen Übung der Musiker entstammte. Der Abend zeigte die sich kontinuierlich steigernde musikalische Qualität in der Region. So bei Uvula: Durch ihr dichtes und sehr stimmiges Spiel faserte ihr teilweise frickeliger, melancholischer Rock nicht aus, sondern behielt in Tightness und Stimmung den roten Faden.

Den größten Stilwechsel gab es mit der letzten Band des Abends, Hoek. Space Rock oder Desert Rock sind die Etikette, mit denen ihre Art von breitbeinigem, unglaublich fettem und lässig dröhnendem Rock üblicherweise bedacht werden. Rhythmisches Wummern und hypnotische Riffs machten die Solinger nicht zuletzt zu einer ungemein maskulinen, wuchtigen Angelegenheit. Nachdem Gasoline die Ausstrahlung geliefert hatten, Nujune die Seele und Uvula das Gefühl, kam von Hxbf ek die Power und der Duft von Motorenöl und somit das letzte Element, welches aus Rock `n` Roll mehr als nur Musik macht, nämlich einen Lifestyle.

Montag - 19.04.2004

Von Thorsten Georg
 Wuppertal
 
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